16. Mai 2024
Melitta Baumeister ist eine deutsche Modedesignerin mit Sitz in New York City. Nach einer fundierten Ausbildung zur Schneiderin erwarb sie einen MFA in Fashion Design an der Parsons School of Design, um anschließend ihre eigene Brand zu gründen.
Im Jahr 2014 wurde Melittas Debütkollektion auf der New York Fashion Week gezeigt. Dies führte dazu, dass sie unter anderem im Vogue Magazine, in der New York Times, i.D., Numeró und Self Service gefeatured wurde, was ihrer Karriere einen enormen Auftrieb gab und es ihr ermöglichte, ihre Arbeiten auf renommierten Events in London und Paris zu zeigen.
Melitta Baumeister interessiert sich für die skulpturale Beschaffenheit von Kleidung. Sie überspitzt Volumen und modelliert Silhouetten neu, wobei sie oft ungewöhnliche Materialien und experimentelle Techniken verwendet. Dieser unverwechselbare Ansatz wurde sowohl von internationalen Boutiquen als auch von Museen mit großem Beifall bedacht.
1. Du bist zum Studieren nach New York City gezogen – was hat Dich damals dazu bewegt, so einen großen Schritt zu gehen und wie hast Du es anfänglich geschafft, Fuß zu fassen?
Ein Studium in New York war nie geplant und kam aus unterschiedlichen, meist finanziellen Gründen nicht infrage. Dass es trotz alldem dazu kam, ist Shelley Fox, der Gründerin und damaligen Direktorin des Master-Programms in Fashion Design and Society zu verdanken. Auf der Suche nach Talenten für den neuen Studiengang ist Shelley damals durch die Designschulen getourt und auf diese Weise auf meine Abschlusskollektion aufmerksam geworden. Ihre Energie und der Idealismus, der dem Studiengang innewohnte, sowie ein Vollstipendium haben mich überzeugt, den Schritt zu wagen. Diese Entscheidung habe ich nicht bereut.
2. Was unterscheidet für Dich die deutsche Mode von der US-amerikanischen? Was können in Deutschland ansässige Designer:innen Deiner Meinung nach noch von amerikanischen Brands lernen?
Obwohl die Brand seit der Gründung in den USA ansässig ist, tue ich mich schwer unser Design in die US-amerikanische Tradition einzuordnen. Die Landschaft hier hat eine deutlich kommerzielle Auslegung und innovatives Design ist meist der innovativen Business-Strategie untergeordnet. Unser Design bleibt weiterhin im Herzen europäisch aufgrund der Kompromisslosigkeit in Formgebung, was stark auf meine Ausbildung zurückzuführen ist. (Sogar die Professor:innen im Parsons waren Europäer)
Deutschen Designer:innen würde ich empfehlen, sich in erster Linie auf ihr authentisches, ehrliches und zeitgemäßes Design zu konzentrieren. Amerika steht zwar als Vorbild, dass man beinahe jede Idee vermarkten kann, doch stellt sich die Frage, ob wir solche Produkte wirklich brauchen, in einer Welt, die vor großen Herausforderungen in der Zukunft steht. Technologische Innovation, Effizienz und eine gewisse Klarheit und Nüchternheit sind zwar Klischees, bergen für mich jedoch einiges Zukunftspotenzial. Der Vorteil sowie auch große Herausforderung sind die Tatsache, dass die Modeindustrie keine klare Position in der Welt hat, diese muss jetzt aus sich heraus entstehen, davon bin ich überzeugt.
3. Deine Kollektionen verbinden viele Elemente aus Kunst und Mode – wie steht das für Dich im Zusammenhang und was inspiriert Dich besonders zu Deinen Designs?
Es ist immer ein großes Kompliment für mich, wenn diese Verbindung gezogen wird, auch wenn wir in erster Linie unsere Arbeit als Mode sehen! Für mich ist Kunst der Ort in dem sich die Kreativität prinzipiell ohne Grenzen entfalten kann, immer in Diskussion zwischen dem Künstler, dem Zuschauer und der Gesellschaft. Je ehrlicher und frei von Filtern, umso erfolgreicher, das ist, was ich aufregend finde. Durch meinen Partner, einen Künstler mit Autodesign Vergangenheit, der vor 8 Jahren als Artdirector Teil Brand wurde, haben sich unsere Design-Besprechungen im Ton, Ziel und Referenzen immer mehr einer künstlerischen Betrachtungsweise angepasst, was unfassbar wichtig ist, besonders als Kontrast zu den Excel-Tabellen und Sale-trough, die ein großer Teil jeder Brand sind.
4. Im letzten Jahr hast Du den CFDA/VOGUE Fashion Fund gewonnen. Wie hat dieser Gewinn Dein Label weitergebracht und was würdest Du den Finalist:innen des FCG/VOGUE Fashion Funds, dem deutschen Äquivalent, mitgeben?
Den Finalist:innen würde ich empfehlen, die Auszeichnung als Bestätigung und Stärkung der eigenen Vision zu sehen. Jede Brand hat Ihren eigenen Prozess und Geschwindigkeit. Die Auszeichnung ist ein wichtiges Feedback, dass diese Arbeit gesehen und wertgeschätzt wird. Genau diese Wertschätzung ist auch, was unseren Gewinn so wichtig gemacht hat für uns. Zusätzlich haben wir ein einjähriges Mentoring erhalten, mit einem Experten unserer Wahl aus dem großen Pool der CFDA Mitglieder. Diese professionellen Einblicke, die sonst entweder aus zeitlichen oder finanziellen Gründen nicht möglich wären, zählen zu den wichtigsten Ergebnissen aus unserem Gewinn.
5. In den letzten Saisons hat die Berlin Fashion Week einen Wandel vollzogen und setzt nun verstärkt auf innovative Formate, junge Designer:innen und nachhaltige Konzepte. Wie beurteilst Du diese positive Veränderung für die Berlin Fashion Week im internationalen Vergleich und wo siehst Du noch Verbesserungsbedarf?
Weiter so! Eine Plattform, besonders für junge Positionen in der Mode, ist unheimlich wichtig für die Industrie. Das Potenzial liegt darin, der Fashion Week Landschaft mit Berlin einen neuen Ton hinzuzufügen. Die Frage ist nur, wie viel Mut und Radikalität aufgebracht werden kann und was dieser Ton letzten Endes ist. Die Tatsache, dass dies für mich noch nicht so deutlich ist, spricht für die Zeit, die ein solches Unterfangen benötigt. Dieser Entwicklung schaue ich mit großem Interesse zu.